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Protest zur Sicherung der wohnortnahen Arzneimittelversorgung – Statement der Präsidentin der Landesapothekerkammer zur Kundgebung in Dortmund am 15.11.2023

Frankfurt am Main, 13. November 2023 Viele der Apotheken in Hessen bleiben aus Protest am 15.11.2023 geschlossen. Gemeinsam mit den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland protestieren viele hessische Apothekerinnen und Apotheker an diesem Tag auf einer gemeinsamen Kundgebung in Dortmund. Für Notfälle stehen währenddessen die Notdienstapotheken zur Verfügung. „Nach dem Aktionstag im Sommer protestiert die Apothekerschaft erneut, weil die Vorschläge von Gesundheitsminister Lauterbach nicht geeignet sind, um die wohnortnahe Arzneimittelversorgung zu sichern, im Gegenteil, diese Pläne zerstören die von den Patienten gewollte wohnortnahe Apothekenstruktur“, erklärt die Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, Ursula Funke. „Die derzeitige Situation ist katastrophal. Noch nie gab es so viele Apothekenschließungen.“

Keine Arzneimittelversorgung durch „Lauterbach-Filialen“

Für Apothekerinnen und Apotheker wird schnell klar, wie der Gesundheitsminister das System gefährdet. In den von ihm geplanten Filialen gäbe es keine Beratung durch Apothekerinnen und Apotheker mehr, keine Rezepturerstellung und keinen Notdienst. „Das wird eine Zwei-Klassen-Versorgung“, warnt Kammerpräsidentin Ursula Funke. Die „Lauterbach-Filialen“ würden nicht im ländlichen Raum entstehen, wo es wenige Apotheken gibt, sondern an Orten in der Nähe von Arztpraxen, die stark frequentiert werden. Gleichzeitig habe der Gesetzgeber den Apothekern neue Aufgaben wie Impfen und pharmazeutische Dienstleistungen übertragen. Gerade zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit ist die erweiterte Medikationsberatung für Patienten unerlässlich. Nach Lautbachs Vorstellungen sollten weitere Präventionsangebote in den Apotheken angeboten werden. „Die Menschen brauchen mehr Pharmazie, mehr Apotheker und kein Wegrationalisieren.“

Stabilisierung des Gesundheitssystems erforderlich

„Für die Stabilisierung der wohnortnahen Arzneimittelversorgung durch inhabergeführte Apotheken müssen die ökonomischen Rahmenbedingungen nach praktisch 20 Jahren Stillstand endlich an die wirtschaftliche Entwicklung angepasst und deutlich verbessert werden,“ so Funke. Lauterbachs Filialen würden unter dem Deckmantel der Liberalisierung über Aufweichung und dann Wegfall des Mehrbesitzverbotes den Weg für Fremdbesitz, Ketten und Fremdkapital ebnen. Die Apothekerschaft befürchtet daher die Zerstörung des bisherigen, hervorragenden Systems. Um es zu erhalten und weiterzuentwickeln muss es jedoch wirtschaftlich stabilisiert werden.

Alternativen bei Lieferengpässen

Die Versorgung ist durch die massiven Lieferengpässe extrem schwierig. „Apothekerinnen und Apotheker finden für jeden Patienten – teilweise in Absprache mit dem Arzt – Alternativen. Hierfür ist pharmazeutischer Sachverstand gefragt, der darf nicht einfach weggestrichen werden, denn das würde die Versorgung massiv verschlechtern“.

Weite Wege vermeiden

Die wirtschaftliche Situation vieler Apotheken ist angespannt. Aufgrund der unattraktiven Rahmenbedingungen durch schlechte Bezahlung, zunehmende Kontrollpflichten und hohen bürokratischen Aufwand fällt es den Apothekern zudem immer schwerer, Personal zu finden. Viele ältere Apotheker finden keinen Nachfolger und müssen ihre Apotheke schließen. Das bedeutet weitere Wege für die Patienten, auch bei der Versorgung im Notdienst. Filialen ohne Apotheker wären Arzneimittelabgabestellen ohne die gewohnte Sicherheit: „Wir wollen auch künftig alles dafür tun, die Arzneimitteltherapiesicherheit der Patienten zu gewährleisten. Hierfür brauchen wir die wirtschaftliche Basis.“

Der Landesapothekerkammer Hessen gehören rund 6.500 Apothekerinnen und Apotheker an. Der Heilberuf des Apothekers unterliegt einem gesetzlichen Auftrag. Zu den Aufgaben der Landesapothekerkammer gehören die Förderung der Fort- und Weiterbildung und die Überwachung der Einhaltung der Berufspflichten durch ihre Mitglieder.

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